Posttraumatisches Wachstum & Wahre Selbstintegration


Traumatisierungen hinterlassen nicht nur negative Spuren. Menschen, die ein Trauma integriert haben, berichten oft wie viel reicher, intensiver ihr Leben heute ist. Wie viel bewusster, achtsamer und mitfühlender sie mit sich selbst und anderen Menschen geworden sind. Dabei sollen natürlich die schädigenden Einflüsse von Trauma, von psychischer und physischer Gewalt für Opfer und deren Familien in keiner Weise kleingeredet werden. Jede Form von Gewalt führt zu sozialer Zerstörung von Gesellschaften oder Gemeinschaften. Dennoch können Menschen nach und durch solche Erfahrungen auch individuelles Wachstum. In der Traumaforschung spricht man hier vom sogenannten (positiven) "Posttraumatischen Wachstum", auf welches ich hier kurz im Hinblick, auf meine Arbeit eingehen will.


Das positive Wachstum - während und nach einer geglückten Traumatherapie


Die Bereiche, in denen positives Wachstum in der Traumatherapie stattfinden kann, erlebe ich bei meinen Klienten, Patienten vor allem im Bereich: Identität, Beziehung und Spiritualität - hier findet eine deutliche Vertiefung statt. Hier einige der positiven Enwicklungen: 

  • Akzeptanz der Dinge, an denen nichts mehr geändert werden kann.
  • Annahme von Veränderungen und Bereitschaft mit ihnen in eine intensive und bewusste Auseinandersetzung zu gehen
  • Das Erlebte in die eigene Lebensgeschichte integrieren
  • Eigene Verletzlichkeit wird erkannt. Es findet eine gesteigerte emotionale Ausdrucksfähigkeit aufgrund der Verletzlichkeit satt, sowie eine liebevoller Umgang mit der Verwundbarkeit.
  • Mehr Selbstregulationsfähigkeit und Selbstwert, persönliche Stärke, Bewusstheit und Tiefe
  • Verständnis für die Kostbarkeit des Lebens, sowie die Entdeckung neuer Lebensperspektiven. Das Leben wird mehr geschätzt, die Lebensfreude wächst, die eigene Lebendigkeit wird geschätzt.
  • Tiefere und sozial stärker Beziehungen, Bindungen und Partnerschaften
  • Gesteigerte Sensitivität und Mitgefühl
  • Entwicklung von Spiritualität und Weisheit

"Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,  den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden." (Weisheitsgebet von Reinhold Niebuhr, Theologe, Philosoph)


Selbstmitgefühl und Mitgefühl


Mitgefühl - die Kraft der Anteilnahme.

Das Gefühl, was eigentlich jeder Mensch mitbringt, kommt beim posttraumatischen Wachstum zurück. 

Bindung - In Verbindung sein ist Leben.



Ein erwachsener Umgang mit Schmerz (Akzeptanz statt Verdrängen)


Unser Organismus ist auf das Vermeiden von Leid programmiert. Zugleich weist uns Schmerz auf ein verstecktes Problem, auf etwas Bedrohliches hin und signalisiert, dass etwas nicht in Ordnung ist, oder dass sich etwas neu ordnet. Menschen, die noch Schmerzsymptome aufgrund von Trauma haben, finden manchmal zu einem neuen Umgang mit dem Schmerz, indem sie JA zu ihren Schmerz sagen (Akzeptanz). Auf diese Weise verdrängen sie ihn nicht mehr und dabei findet posttraumatisches Wachstum statt. 

Schmerzkörper: Jede Emotion und schmerzvolle Erfahrung, die wir verdrängen führt zu Leiden und baut in der Tiefe den sogenannten Schmerzkörper auf. Bildlich kann man sich den Schmerzkörper wie einen dunklen Speicher vorstellen, in dem alles Leiden gesammelt wird. Dieser Speicher befindet sich in unserem Energiefeld, in unseren Körperzellen und kann auch transgenerational an die nachfolgenden Generationen weitergereicht werden. C.G. Jung sprach in diesem Zusammenhang vom "kollektiven Schatten".


Mein Mantra im tiefsten, körperlichen Schmerz war: "Sei still, reglos und wisse, in dir ist Gott." - nach und nach wurde es tatsächlich still, friedlich und die göttliche Ordung kehrte ein. Vielleicht hilft es ja auch dir, wenn du gerade Schmerzen hast.


Das Licht hinter dem Trauma


Nach einem überwundenen Trauma spüren viele wieder (oder erstmalig) die Verbindung mit ihrem wahren Selbst und dem Göttlichen in sich selbst. Sie fühlen sich von etwas Größeren getragen, als Teil eines großen Ganzen und mit der Erde verbunden. Ohne der verzerrten Trauma-Brille aus der Vergangenheit erkennen sie voller Ehrfurcht das wahre Leben und sind dankbar zu leben.

1. Heilung der Ur-Wunde: Dort, wo wir in bedingungsloser Liebe zum Leben und der Erde sind, heilt auch die Ur-Wunde der Trennung vom Göttlichen. Hier erfahren wir das Ur-Vertrauen, was viele vielleicht ohne ihren Traumaheilungsweg nie erfahren hätten. Sie kommen an ihr wahres Menschsein, was wohl das größte Wachstum und Geschenk ist - auch im Hinblick auf das kollektive Trauma der Erde.


2. Ehrfurcht & Demut: Den Blick von sich selbst wegzulenken, hin zu einer Sache, die größer ist als wir, kann Ehrfurcht und Demut in uns auslösen. Ehrfurcht wird durch Erfahrungen ausgelöst (wie z.B. spirituelle Gipfelerlebnisse in der Natur) die jenseits unseres Vorstellungsvermögens und unserer Kontrolle liegen. Je häufiger wir in wahrer Demut und Ehrfurcht verweilen, desto mehr schrumpft das falsche Überlebens-Selbst ..und unser wahres Licht kommt zum Vorschein. 

3. Selbsterforschung & Erwachen: Menschen, die an Trauma leiden, sind tendenziell mehr auf der inneren, spirituellen Suche (Selbsterforschung) als Menschen, die kein Trauma (oder zumindest es glauben) erlebt haben. Dies kann ab einer bestimmten Reife zum inneren Loslassen und dann zu einer inneren Stille (von zu viel plappernden Gedanken) führen. In der Stille kommen wir in Berühung mit unserer Essenz (bei mir eine stille, "grundlose" Freude) und sind wach.


Das wahre Selbst: Wie die große Sonne am Himmel war das wahre Selbst nie verschwunden - nur verdeckt, vernebelt .. doch liebevoll wartend. Erinnere dich durch die große Sonne, die jeden Tag aufgeht und sei einfach da.